Im Januar 2013 ist die CD "Himmel. Erde. Welt" im Vertrieb von Gerth Medien erschienen. Zum Erscheinungstermin führte Gerth ein Interview mit Guido Baltes zu Hintergründen, Entstehungsgeschichte und Inhalten der CD.
Wie entstand dieses Album? Wer ist daran beteiligt?
Die beiden Themen „Anbetung“ und „Welt“ interessieren mich persönlich schon sehr lange und haben auch meine Biographie entscheidend geprägt. Ich habe immer wieder in verschiedenen internationalen Kontexten Anbetung geleitet und erlebt. Dabei habe ich aber oft beobachtet: Menschen, die sich viel mit der Welt „da draußen“ beschäftigen, sind oft sehr arbeitsam und finden deshalb wenig Zeit für den Blick „nach oben“, also für Anbetung und intensive Gottesbegegnung. Und andersherum geht in unseren Anbetungszeiten der Blick zwar oft „nach oben“, aber mir fehlte dabei ganz oft die Perspektive für die Welt um uns herum. Aus dieser Erfahrung ist in mir immer mehr der Wunsch gewachsen, diese beiden Blickrichtungen miteinander ins Gespräch zu bringen.
Welche Rolle spielt die Missionsorganisation EMO bei diesem Projekt?
Als Christus-Treff arbeiten wir schon sehr lange mit der EMO (Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten, Wiesbaden) zusammen: Leute aus unserer Gemeinde waren und sind immer wieder in verschiedenen Ländern der Welt aktiv. Ich selbst habe in der Vergangenheit einige Lobpreisseminare für Mitarbeiter und Gemeinden in der arabischen Welt gehalten und dort auch musikalisch gearbeitet. Den Anstoß für dieses Projekt gab aber dann ein Artikel über Anbetung und Weltmission, den ich für das Magazin der EMO geschrieben habe. Aus diesem Artikel entstand die Idee, gemeinsam eine Reihe von „Gebetskonzerten“ zu veranstalten, in denen es um diese Verbindung von Weltblick und Anbetung gehen sollte. Nur: Uns fehlten die passenden Lieder. Neue, deutsche Lieder, die diese Perspektive für die Welt ausdrückten. Natürlich gab es sie hier und da, aber es sind doch insgesamt noch sehr wenige. Also entstand die Idee, neue Lieder zu suchen, zu sammeln, zu schreiben und zu veröffentlichen. Lieder, die Anbetung und Weltblick miteinander verbinden. Die EMO hat sich dieses Projekt auf die Fahnen geschrieben und ich durfte dankenswerter Weise dabei mitmachen.
Warum heißt das Album „Himmel. Erde. Welt.“? Gibt es eine Entstehungsgeschichte zu diesem Titel?
Das Bild der Begegnung zwischen Himmel und Erde ist für mich ein sehr starkes Bild für das, was in der Anbetung passiert. Es gibt ja auch eine Menge großartiger Lieder, die dieses Motiv aufgreifen: Wir strecken uns aus nach dem Himmel, und gleichzeitig wirkt die Realität des Himmels hinein in unsere irdische Welt. Jesus hat diese Bewegung schon im „Vaterunser“-Gebet ausgedrückt. Wenn wir aber über die „Erde“ reden, dann ist damit eben nicht nur unsere kleine, persönliche Welt gemeint. Und auch nicht nur die Welt unserer christlichen Gemeinde. Sondern die ganze Welt, die ja Gott gehört. Deshalb kann die Begegnung zwischen Himmel und Erde nicht ohne Auswirkungen für die Welt um uns herum bleiben. Und auch diese Auswirkungen gehen in beide Richtungen: Gottes Gegenwart wirkt hinein bis in die letzten Winkel dieser Erde. Und gleichzeitig kommen Menschen von allen Enden der Erde, um in der Anbetung Gott zu begegnen.
Presseinformation: „Himmel. Erde. Welt.“ von Guido Baltes Seite 3/6
Bildlich stelle ich mir das so vor: Wo in der Anbetung eine „vertikale“ Begegnung zwischen Himmel und Erde stattfindet, da entsteht eine Dynamik, die sich auch „horizontal“ auswirkt und die Welt um uns herum verändert und zu Gott hinzieht. So sollte es jedenfalls sein. Und es ist schade, dass diese Welt-Dimension heute bei vielen Christen verlorengeht.
Was war euch bei der Verknüpfung der Themen Mission und Anbetung wichtig?
Unser Leitgedanke bei dem Projekt war, dass Anbetung und Mission nicht nur zusammengehören, sondern sich eigentlich gegenseitig definieren: „Die Einladung zur Anbetung ist Gottes große Mission in dieser Welt. Und Mission ist die Einladung der ganzen Welt zur Anbetung des großen Gottes.“ Wir haben versucht, in den verschiedenen Songs unterschiedliche Aspekte dieses Themas aufzugreifen: So geht es einerseits um Gottes weltweite Einladung, aber auch um den Dank dafür, dass Gott schon längst in der ganzen Welt aktiv ist. Es geht um die Vielfalt und Buntheit der weltweiten Gemeinde, aber auch um die Not und Armut, die es an so vielen Orten der Welt gibt. Wir wollten von unserer Verantwortung für die Welt singen, ohne aber dabei den moralischen Zeigefinger zu heben. Deswegen sind die Lieder Gebete, in denen wir Gott darum bitten, unser eigenes Herz und unser Handeln zu verändern. Und nicht Appelle an andere, sich zu bessern. Wir haben aber ganz bewusst auch Lieder mit hineingenommen, die unsere eigenen Ängste und Unsicherheiten im Blick auf das Missionsthema aufgreifen. Viele junge Leute schrecken heute zurück, wenn Mission mit einem christlichen „Heldentum“ verwechselt wird oder wenn sie überheblich oder besserwisserisch daherkommt. Wir wollten Mission daher von der Größe Gottes her verstehen: Aus der Anbetung und aus dem Staunen entsteht der Wunsch, Gottes Wesen in der Welt bekannt zu machen. Und das eben nicht nur durch Worte oder Lieder, sondern auch durch Taten und durch den weltweiten Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.
Was ist die zentrale Botschaft der CD?
Der Blick auf Gott und der Blick für die Welt gehören zusammen. Was in der christlichen Welt heute leider oft voneinander getrennt wird und manchmal sogar nur in verschiedenen „Lagern“ praktiziert wird, gehört zusammen: Anbetung und Lobpreis, Weltmission und Weltverantwortung.
Welche Erfahrungen habt ihr aus eurer Zeit in anderen Ländern mit nach Deutschland gebracht und inwiefern beeinflussen diese Erfahrungen das Album?
Meine Erfahrungen mit der weltweiten Gemeinde sind sehr bunt. Sie reichen zurück bis in die Kindheit, als Missionare aus fernen Ländern kamen und von den „Heidenkindern“ erzählten, die Gott lieb hat. Über meine ersten Kurzzeit-Einsätze in Afrika und im fernen Osten. Über verschiedene Jugend-Missionskonferenzen im Zusammenhang mit der europäischen evangelischen Allianz bis hin zu den sieben Jahren, die ich zusammen mit meiner Frau im arabischen Teil Jerusalems gelebt habe. Hier sind mir die verschiedenen Aspekte des Welt-Themas in immer neuen Formen begegnet, und gleichzeitig habe ich sie immer schmerzhafter vermisst, wenn ich mal wieder nach Hause kam und die „normalen“ deutschen Lobpreiszeiten erlebt habe. Gerade die Lebendigkeit und Natürlichkeit afrikanischer oder orientalischer Gemeinden, aber auch die Leidensbereitschaft verfolgter Christen und der selbstlose Einsatz von Entwicklungshelfern, Bibelübersetzern und Gemeindegründern hat mich immer wieder beeindruckt und in Frage gestellt. Hier können wir als deutsche Normalchristen noch so viel lernen. Oft steht bei uns, auch im Bereich der Lobpreismusik, Performance und Konsum so sehr im Vordergrund, dass wir in der Gefahr stehen, dass uns das Eigentliche verlorengeht.
Dass die verschiedenen musikalischen Einflüsse, die mich in diesen Begegnungen geprägt haben, auch ihren Weg auf die CD gefunden haben, verdanke ich in erster Linie den großartigen Musikern und Songwritern, die mich bei diesem Projekt unterstützt haben, allen voran unser Produzent Manuel Steinhoff, mit dem ich nun seit vielen Jahren im Christus-Treff und darüber hinaus zusammenarbeite und der mein großer Lehrer und mein musikalisches Vorbild ist. Wir haben versucht, einige weltweite Klänge und Nuancen in die Songs aufzunehmen, und dabei trotzdem im Bereich der Popmusik zu bleiben. Es sollte ja auch nicht der künstliche Versuch sein, anders zu klingen als wir eigentlich sind. Ich finde, diesen feinen Grat hat Manuel ganz großartig gefunden.
Was und wen möchtet ihr mit „Himmel. Erde. Welt.“ erreichen?
Bei dem ganzen Projekt war uns vor allem die jüngere, kommende Generation von Anbetern und Weltveränderern im Blick, zu der ich ja selbst schon nicht mehr so ganz gehöre. Deswegen haben wir Songwriter und Musiker gesucht, die selbst aus dieser Generation stammen. Im älteren Liedgut unserer Gemeinden gibt es noch recht viele Lieder, die sich dem Thema „Welt“ widmen, sowohl bei den Chorälen als auch bei den klassischen englischsprachigen Lobpreisliedern, etwa von Graham Kendrick, Noel Richards oder auch Matt Redman. Diese Lieder sind aber für viele jüngere Leute, wie wir sie auch bei uns im Christus-Treff haben, nicht mehr so leicht zugänglich. Deshalb haben wir versucht, mit dieser CD neue Worte und neue Klänge zu finden für ein altes Thema. Schön wäre es, wenn durch diese Lieder das Thema „Welt“ wieder öfters in unseren Lobpreiszeiten vorkäme. Und wenn es nicht durch diese Lieder ist, dann vielleicht durch andere, neue, und bessere. In jedem Fall hoffen wir aber, mit dieser CD einen Prozess anzustossen, dass solche Lieder entstehen. Und dass wir sie dann „nicht nur für Gott singen, sondern uns in Bewegung bringen lassen“, wie es in einer Liedzeile heißt.
Was macht „Himmel. Erde. Welt.“ so einzigartig?
Natürlich ist es in erster Linie das Thema, über das ich jetzt schon viel gesagt habe. Für mich persönlich ist es aber auch die Art und Weise, wie das Album entstanden ist, was es für mich einzigartig macht. Ich liebe es, in Projekten zu arbeiten, die Menschen aus verschiedenen Ecken und Welten zusammenbringen. Das war schon bei den „Gebetskonzerten“ so, die wir 1996 und 2002 für die Christival-Kongresse entworfen haben. Dadurch wurden seinerzeit viele traditionelle Grenzen zwischen Pietisten und Charismatikern, zwischen Jungen und Alten, zwischen Katholiken und Evangelischen überschritten. Weil das gemeinsame Gebet und die Begeisterung für Gott uns zusammengebracht hat. Und auch bei diesem Projekt hier kommen wieder viele verschiedene Fäden zusammen: Ein Missionswerk, eine Gemeinde, eine Musikerkommune, Songwriter aus verschiedenen Bands und verschiedenen Teilen des Landes. Und dann die verschiedenen „Lager“, die es unter Christen gibt: Die Missionsbewegten, die Anbetungsbegeisterten, die Gerechtigkeitssucher und noch mehr als diese. Dass solche unnötigen Klischees überwunden werden und wir gemeinsam für Gott und für die Welt vor Gott und vor der Welt stehen, das fasziniert mich besonders an diesem Projekt.
(Quelle: Presseinformation Gerth Medien, 5. Februar 2013)