Nachdem im letzten Jahr gleich mehrere bekannte Lobpreisleiter Bücher veröffentlicht haben, in denen sie ihre ganz persönliche, biografische Reise durch die Welt der Anbetung und des Glaubens beschreiben, gibt es jetzt eine ganz andere, aber ebenso wertvolle Ressource für Gemeinden, Musiker*innen, Kirchenleitungen und Jugendliche. Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (EJW) hat ein großartiges neues Arbeitsbuch mit dem Titel "Zukunftsmusik? Lobpreis und Anbetung im Kontext der Landeskirche" herausgegeben.

Das Besondere: Dieses Mal wird das Thema nicht nur aus einem Blickwinkel, sondern von ganz verschiedenen Seiten angegangen. Eine Ressource in dieser Breite ist mir zu diesem Thema bisher in meiner Laufbahn nicht begegnet. Es ist diese Vielfalt, die das Buch wertvoll macht. Schon bei der Herausgabe haben sich Aktuere aus unterschiedlichen Bereichen der landeskirchlichen Jugendarbeit (Fortbildung, Musikarbeit, Zukunftsentwicklung) zusammengetan: Ilse-Dore Seidel-Humburger, Hans-Joachim Eißler, Matthias Mergenthaler und Michl Krimmer, vier Landesreferenten des EJW, die jeweils verschiedene Bereiche der Musik-, Bildungs- und Jugendarbeit vertreten, aber auch selbst als Musiker*innen und Lobpreisleiter*innen ihre Praxis- und Lebenserfahrungen einbringen. 

Die Auswahl der Autor'innen ist dann aber noch weit breiter aufgestellt. Expert*innen sprechen und schreiben jeweils über das, was ihnen auf dem Herzen liegt (Songwriting, Kirchenmusik, Nachwuchsförderung, Kunst, Sprache, Strukturen, Finanzen, Jugendkultur, Berufung, Theologie, Musikstile und vieles mehr. Neben den persönlichen Statements stehen übersichtliche Materialsammlungen (Aktuelle Lobpreisbands und -projekte, qualifizierte Aus- und Fortbildungsangebote für Musikteams, weiterführende Literatur etc.). Dabei bleibt alles immer sehr eng an der Praxis ausgerichtet und verliert sich nicht allzu sehr in Tiefenbohrungen. Es bleibt kurzweilig und abwechslungsreich zu lesen, eher eine Fundgrube als ein Grundlagenwerk. Aber gerade in dieser Zusammenstellung einzigartig unter den aktuell erhältlichen Ressourcen. Natürlich ist es die Kehrseite dieser Vielfalt, dass vieles nur angerissen, weniges wirklich vertieft wird. An manchen Stellen werden alte Klischees bemüht, an anderen aber auch erfrischend differenziert neu beleuchtet (positiv heraus ragte z.B. für mich der umsichte Beitrag von Prof. Bernhard Leube von der Ev. Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen über biblische und nachbiblische Gottesdbilder in unseren Liedtexten) 

Ich hätte mir gewünscht, dass ein paar mehr Stimmen aus der Altersgruppe der Jugendlichen zu Wort gekommen wären - gerade weil die Musik, von der hier die Rede ist, dort weiter verbreitet ist, und weil sie die wichtigsten Gestalter der "Zukunfts"-Musik sind, um die es hier geht. Aber es gibt vermutlich immer strukturelle Gründe, die so etwas schwer erschweren. Gerade an diesen müsste aber im Sinne einer echten Zukunftsmusik dann weiter aktiv gearbeitet werden - und sie müssten deutlicher benannt und reflektiert werden.

Das Arbeitsbuch wirbt um mehr Verständnis und mehr Veränderungsbereitschaft bei denen, die in Kirchen das Sagen haben (Pfarrer*innen und Kirchenmusiker*innen), aber auch um mehr Weite, mehr Reflexion und mehr Qualität bei den Akteuren der "Worship-Szene" (Jugendbands, Lobpreismusiker*innen und Songwriter*innen). Im Schlussteil gibt es konkrete Handlungsvorschläge und Zukunftswünsche für die jeweiligen Gruppen, jeweils von Expert*innen ihres Feldes formuliert. Einzelne Beiträge aus dem Buch werden zudem in naher Zukunft auf dem Blog zukunftsmusik.blog erscheinen und können dort dann auch interaktiv kommentiert werden. Ich bin gespannt, wie die Gedanken der (doch oft schon etwas betagten) Autorinnen und Autoren im breiten Feld der Praxis aufgenommen werden.

Obwohl die Arbeitshilfe äußerlich etwas unscheinbar in Gestalt einer Broschüre daherkommt, enthält es über 90 Seiten geballte Information und sollte in keinem musikalischen Bücherschrank oder kirchlichen Proberaum fehlen. Ich freue mich, dass ich ein Teil dieses großartigen Projekts sein durfte. Vielen Dank an die Herausgeber, die es ermöglicht und umgesetzt haben!

Die Arbeitshilfe wird im Bereich der Württembergischen Landeskirche kostenlos an Multiplikatoren in Kirche, Gemeinde und Jugendarbeit verteilt und ist daher im Buchhandel nicht erhältlich. Aber bei Interesse können Exemplare hier online bestellt werden. Eine Unterstützung des Projekts durch Spenden ist willkommen. 

 

 

   
© G. Baltes / T. Schröder

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