Mittlerweile gehören sie zum deutschen Jahreskreislauf wie die Advents- und Osterzeiten: Die großen deutschen Casting-Shows. Wir beginnen das Jahr mit der Suche nach dem nächsten Superstar und beenden es mit der Kür zum Supertalent. Und zwischendurch sind wir auf allen Kanälen fast pausenlos auf der Suche nach den Besten, Schönsten, Absurdesten und Beliebtesten. Casting-Shows sind aus dem Alltag unserer gegenwärtigen Unterhaltungsszene nicht mehr wegzudenken. Aber warum sind sie eigentlich plötzlich so populär geworden? Es gibt dafür sicher viele Gründe, und ich bin kein Experte der Popkultur. Aber ich glaube, dass die Ursache (unter anderem) auch in der verwirrenden Vielfalt der Möglichkeiten liegt und in dem verständlichen Bedürfnis, inmitten dieser Vielfalt Orientierung und Wertung zu finden: Was, von all dem, was es so gibt in aller Welt, verdient meine besondere Aufmerksamkeit und was ragt aus der großen Masse heraus? Das öffentliche Schaulaufen der Talente, so glamourös und gleichermaßen brutal es ist, dient den Zuschauern dazu, aus dem unüberschaubar Vielfältigen das wenige herauszufiltern, das sie noch verkraften können und das sie wertschätzen sollen. Und zugleich ist es für die Teilnehmenden die seltene Möglichkeit, in einer Zeit der Belanglosigkeit und Gefühlskälte um Anerkennung und Wertschätzung zu buhlen.

Spätestens seit dem denkwürdigen Auftritt unseres designierten Außenministers Guido Westerwelle in einer internationalen Pressekonferenz ist das Thema wieder in aller Munde: Darf man in Deutschland nur deutsch sprechen?
Für viele Gemeinden und Lobpreisleiter stellt sich diese Frage schon lange: Sollte man in deutschen Gottesdiensten englisch singen (dürfen)? Wenn man sich die Realität in vielen Gemeinden, Jugendgottesdiensten und Konferenzen ansieht, dann ist diese Frage allerdings schon längst beantwortet: Englische Songs gehören inzwischen fast überall zum Normalprogramm.
Wer da noch fragt, ob das auch gut und richtig so ist, der läuft Gefahr, wie unser zukünftiger Außenminister als weltfremd und borniert zu gelten. Aber ist das wirklich so?

?Leiter gesucht!? ? so hatte ich in einem Artikel über die Lobpreiskultur vieler Gemeinden formuliert. ?Nein, davon bitte nicht noch mehr!? ? das war die spontane Reaktion einer Leserin, die dem Artikel in allen anderen Punkten gut folgen konnte. ?Ich habe die schönsten Zeiten des Lobpreises erlebt, mit einer Frau, die sich immer gewehrt hat, den Lobpreis zu LEITEN.?, schrieb sie in einem Leserbrief. ??Nein, ich HELFE euch beim Lobpreis?. Das war ihr Bekenntnis und so hat sie sich verstanden. Sie hat uns mitgenommen in die Unmittelbarkeit ihres Gebetes, ihres Lobpreises und wir waren herausgefordert, mit ihrer Hilfe selbst einen Weg zu gehen im Lobpreis, im Gebet. Die Qualität des Lobpreises hängt m.E. letztlich nicht davon ab, wie gut ein Lobpreisleiter ist, sondern wie sehr die versammelte Gemeinde in einer ganz natürlichen Beziehung zu ihrem Herrn steht. Manchmal habe ich das Empfinden, dass es zu viele gibt, die Lobpreisleiter sein wollen, und die sich sehr anstrengen, die Gegenwart Gottes herbeizuführen... dabei ist Er schon immer da!?

   
© G. Baltes / T. Schröder

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